Die mittelalterlichen
Lochgefängnisse In den
weitverzweigten Kellergewölben des alten
Nürnberger Rathauses befinden sich noch heute
die mittelalterlichen Lochgefängnisse.
Die
Reichstadt Nürnberg erwarb im Jahre 1322 das
Brothaus des Zisterzienserklosters Heilbronn am
Salzmarkt, um es zum Rathaus mit Stadtgericht
umzubauen. Während den Umbauarbeiten in den
Jahren von 1332 bis 1340 wurde der gesamte
Bereich um das Gebäude auf Geschosshöhe mit
Erde aufgeschüttet, worauf sich das bisherige
Erdgeschoß nun unter der Erde befand. Die neu
entstandenen Kellerräume wurden zu
Gefängniszellen umgestaltet. Des weiteren wurde
auch eine Schmiede und die Wohnung des Lochwirts
in den unterirdischen Räumlichkeiten
eingerichtet. Der Schmied konnte hier seine
Gerätschaften und Folterwerkzeuge instandhalten.
Der Lochwirt bereitete in der Gefängnisse die
kümmerlichen Mahlzeiten. Massive Steinmauern
ersetzten die Zellenzwischenwände und stützten
das Tonnengewölbe. Geheime Gänge und Treppen
führten von den Kerkern nach oben in den
Rathaussaal, damit die Gefangenen dem Richter
vorgeführt werden konnten.
Die
Zellen dienten zur Verwahrung in
Untersuchungshaft bis zur Fällung eines Urteils
und dessen Vollstreckung. Die Haftbedingungen
waren grausam. So mussten Häftlinge unter
Umständen tagelang in einer der kleinen,
niedrigen und lochartigen Zellen in völliger
Dunkelheit ausharren. Auch der Bildhauer Veit
Stoß soll in diesem Gefängnis eingekerkert
gewesen sein. In der Folterkammer, wegen ihrer
Größe scherzhaft »Kapelle« genannt, wurden
die Gefangenen verhört und gepeinigt. Die Art
und Härte der Folter wurde vom Stadtgericht
festgelegt. Unter der Folter durfte niemand
sterben, sonst ging es dem Henker an den Kragen.
Häftlinge, die nicht zum Tode, sondern zu
jahrelangen oder lebenslänglichen Haftstrafen
verurteilt wurden, blieben in der Regel nicht in
den Lochgefängnissen, hierfür waren die
Gefängnistürme (Schuldturm, Wasserturm,
Luginsland) vorgesehen. Die Todeskanditaten
hingegen wurden bis zur Hinrichtung in
stockdunklen Todeszellen oder auch
»arme-Sünder-Zellen« gesteckt. Da die
Hinrichtungen abschreckend wirken sollten, wurden
sie volksfestartig aufgezogen.
Die
mittelalterlichen, fast unverändert erhaltenen
Lochgefängnisse können im Rahmen einer Führung
besichtigt werden.
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