Die Nürnberger Burg 1-01. Nürnberger Burg
Geschichte & Überblick
Die Nürnberger Burg
Kaiserburg, Burggrafenburg und reichsstädtische Bauten

Die mächtige Burganlage hoch über den Dächern der Nürnberger Altstadt besteht aus der älteren, in der Mitte der Baulichkeiten befindlichen Grafenburg, der in sich geschlossenen, nach Westen erstreckenden Kaiserburg und den östlichen reichsstädtischen Gebäuden. Etwa auf der Mitte des Felsens war um das Jahr 1050 im Auftrag des Kaisers ein Wehrturm errichtet worden, um den sich allmählich eine gewaltige Burganlage bildete: die Burggrafenburg. Sie wurde zunächst an die Burggrafen als Lehen vergeben, das jedoch bald erblich wurde und sich somit immer mehr dem Machtbereich des Kaisers entzog. So ließ dieser zur Sicherung seiner Interessen ab 1167 eine zweite Burg auf dem Westteil des Burgfelsens errichten, die Kaiserburg. Da das Deutsche Reich keine Hauptstadt besaß, reisten Kaiser und Hofstaat viel im Land umher und waren dabei sehr häufig auf ihrer Nürnberger Burg. Die Nürnberger hatten die Pflicht, die Burg instand zu halten, dafür aber auch das Recht, während der Abwesenheit des Landesherrn eine eigene Burgbesatzung darauf zu halten.

Die kaiserlichen Gemächer befanden sich im langgestreckten Bau des Palas, der den Innenhof der Anlage beherrscht. Er erhielt nach mehrfachen bedürfnisgerechten Umbauten seine heutige Form im 15. Jahrhundert. Bei einer Innenbesichtigung werden dem Besucher beide Burgsäle sowie Wohnräume des Kaisers aus der Zeit um 1520 und die nach Osten angrenzende Kaiserkapelle (sogenannte Doppelkapelle - Beschreibung folgt im nächsten Abschnitt) gezeigt. Die beiden kaiserlichen Wohnräume gewann man durch den Anbau nach Westen, an den sich der Kemenatenbau anschloß, der als beheizbares Wohnhaus für die Damen des Hofstaates diente. Übrigens, es befindet sich in der Kemanate seit 1998 das Kaiserburgmuseum, eine Zweigstelle des Germanischen Nationalmuseums. Neben der Burgbaugeschichte beschäftigt sich das Museum vornehmlich mit der mittelalterlichen Wehrtechnik und dem Waffenwesen. Die beiden restlichen Flügel der inneren Burganlage bilden stabile Wehrmauern, ein wappengeschmücktes Tor führt in den Vorhof (sogenannter äußerer Burghof).

Das Sandsteingebäude mit der romanischen Doppelkapelle aus dem 12. Jahrhundert gilt als das bedeutendste Baudenkmal der Burg. Im unteren, düster-wuchtigen Teil des Kirchenraumes hörten die Untertanen die Messe, während das kunstvoll-schwerelos gehaltene, wesentlich hellere Obergeschoß dem Kaiser und seinem Hofstaat vorbehalten war. Die stämmigen Sandsteinsäulen bilden einen reizvollen Kontrast zu den schlanken Marmorsäulen der Kaiserkapelle. Die Ausmalung des Gebetstübchens in der Kaiserempore nahm um 1520 der Künstler Hans Springinklee vor.

Nach Osten schließt sich der viereckige Heidenturm an, dessen Untergeschoß noch aus dem 12. Jahrhundert stammt und eines der ersten Gebäude der Anlage war. Das Fachwerkhäuschen inmitten des Vorhofes (sogenanntes Brunnenhaus) umschließt den bei Belagerungen lebenswichtigen Brunnen, den die Burgherren zur Sicherung der Trinkwasserversorgung bereits im 12. Jahrhundert 50 Meter tief in den Fels getrieben hatten und der noch heute einen ca. 3 m hohen Wassserstand aufweist. Nur in Verbindung mit einer Burgführung kann man in das Innere des Brunnenhauses gelangen, in dem bei jeder Führung eindrucksvoll die Brunnentiefe demonstriert wird. Die Nordostecke des Burghofes bilden zwei malerische Fachwerkbauten aus dem 15./16.Jahrhundert, das Sekretariatsgebäude und der Finanzstadel. An ihn wiederum grenzt der mächtige Sinwellturm als Ausguck und Wehrturm (sinwell=oberdeutsch »rund«). Der Sinwell- oder Vestnerturm, wird 1314 erstmals urkundlich genannt, gilt als Bergfried der Kaiserburg und ist der einzige mittelalterliche Rundturm Nürnbergs. Der obere, ausladende Aufbau wurde 1562 hinzugefügt und die Bedachung den dicken Türmen der Stadtbefestigung angeglichen. Heute diene der Sinwellturm ausschließlich als Aussichtsturm. Von der Plattform genießt man insbesondere bei klarem Wetter einen weitreichenden Rundblick.

Daß die Besatzungen der beiden Burgen sich nicht immer friedlich zueinander verhielten, beweist die Schildmauer aus dem 14. Jahrhundert vor dem Rundturm und den angrenzenden Gebäuden. Davor breitet sich als neutrale Zone die Freiung, heute herrlicher Aussichtsplatz über das Häusermeer Nürnbergs. Gegenüber erkennen wir noch wenige Gebäude der 1420 zerstörten Burggrafenburg oder Burggrafenveste: die Walpurgiskapelle unmittelbar neben der Freiung und die Burgamtswohnung am nördlichen Ausgang. Die Stadt ließ außerdem den ehemaligen Bergfried sanieren, der im Kern aus dem 11. Jahrhundert stammt und somit älteste Gebäude der Stadt ist. Der Fünfeckturm, der im Westen an die Kaiserstallung anschließt, ist in seiner auffallenden Form nur jenseits des Grabens zu erkennen. Sein eigentlicher Grundriß entstand, als man dem quaderförmigen Gebäude an der Hauptangriffseite eine zusätzliche Verstärkung vorsetzte. Die Substanz der Burggrafenburg geht auf die von Heinrich III. gegründete salische Königsburg zurück. Bei der Gründung der staufischen Kaiserpfalz wurde sie Amtssitz des Burggrafen (kaiserlicher Verwalter).

Die mächtige Kaiserstallung und der hohe, reichsstädtische "Luginsland" vervollständigen die insgesamt 200 m lange Burgfront über der Stadt, die ihr die unverwechselbare Silhouette verleiht. Den Aussichtsturm hatten die Nürnberger 1377 in nur 5 Monaten direkt vor den Mauern der Burggrafen von Hohenzollern zur Beobachtung errichten lassen, während der Burggraf auf Reisen war. Der Streit um ihn führte dann zum Krieg, der mit einer zwischenzeitlichen Besetzung der Grafenburg endete. Nach deren Zerstörung (1420) und dem Kauf der Ruine ließ die Reichsstadt 1494/95 in das freie Gelände zwischen dem Fünfeckturm und dem "Luginsland" den mächtigen Getreidespeicher einfügen. Das Untergeschoß des von Meister Hans Beheim diente bei Besuchen des Kaisers als Pferdestall. Heute wird das Gebäude als eine der größten Jugendherbergen des Landes genutzt.

Südlich parallel zur Burg führt das Sträßchen "Am Ölberg" zur Burgbastei, die in Friedenszeiten als Burggarten diente. Die Bastionen wurden 1538 bis 1545 angelegt. Innerhalb der Bastei, beim Tiergärtnertor, gelangt man über eine Treppe auf den Wehrgang, der nur hier bis hin zum Neutor begehbar ist, dafür aber reizvolle Ausblicke auf die Altstadt bietet.

Aufstieg zum Himmelstor [Eingang zur Kaiserburg] (Juli 2014) Aufstieg über die Treppe und Hohlweg zur Burggrafenburg (Juli 2014)
Sinwellturm [Kaiserburg] (August 2013) Äußerer Burghof [Kaiserburg] mit Heidenturm (August 2013)
Fünfeckturm [Burggrafenburg] (August 2013) Kaiserstallung und Luginsland [Reichsstädtische Bauten] (August 2013)

Externe Burg-Links (Gesamtanlage: Kaiserburg, Burggrafenburg & reichsstädische Bauten)

Nürnberger Burg (Wikipedia) Die Burg zu Nürnberg (Baukunst Nürnberg)
Nürnberger Burg (NürnbergWiki) Nürnberger Burg (Bayerische Schlösserverwaltung)
zurück zur Übersichtsseite: «Die Burg» zur nächsten Seite: «BURGGRAFENBURG - Burgamtmannshaus, Burgtore, Hohlweg zurück zum Seitenanfang Datenschutzerklärung Informationen in eigener Sache (Web-Logbuch) Übersichtstafel (SiteMap) Hauptmenü Manfred Wirth Homepage Manfred Wirth Kontaktadresse Gästebuch Email © Manfred Wirth 26.09.1998
zurück zur Eingangsseite: «NÜRNBERGER BURGVIERTEL»

Letzte Aktualisierung: 01.08.2020 15:30:14